Der erste ZID Entrepreneur Circle in diesem Jahr war bereits ein grosses Highlight. Alan Frei, der Gründer und heutige CMO vom «Zalando für Sextoys» (respektive Amorana), hat die ZID Community mit seiner Persönlichkeit begeistert! 18 Jahre Unternehmer, 50 gescheiterte Geschäftsideen, 8 in Sand gesetzte Firmen – und dann kam der Erfolg mit Amorana, dem grössten Schweizer Sex Shop, den er 2020 erfolgreich verkauft hat. Für seine Serial Failures bekannt, sprach Alan mit uns über Unternehmertum, die Geschichte von Amorana, seine grössten Fehler und Erfolgschancen für Startups.
Unternehmer, Minimalist, Selbstoptimierer und Vagabund
Bereits im Vorgespräch mit Alans Assistentin Charline wurde schnell klar, dass Alan nicht nur beruflich, sondern auch privat eine sehr spannende Person mit grossen Ambitionen ist. So trainiert der bis vor kurzem wenig sportaffine Zürcher beispielsweise für die Olympiade 2026 als Langläufer, nachdem er dieses Jahr das erste Mal auf die Langlaufski stand. Einen Shop fürs Merchandising mit Fanartikeln gibt’s auch schon. Alan lebt seine Liebe zum Minimalismus so weit aus, dass er gerade mal 80 Gegenstände besitzt und seit der Corona Pandemie in einem 70m2 umfassenden Hotelzimmer in Zürich lebt. Der Weltenbummler hat bereits 41 von 51 europäischen Ländern bereist und gibt in seinen vielfältigen Podcasts seine essentiellen Learnings und persönliche Hacks als Unternehmer weiter.
50 Businessideen, 8 gescheiterte Unternehmen bis zum grossen Erfolg
In China studiert, kam Alan mit der Idee zurück, Unternehmer werden zu wollen. In den ersten 10 Jahren hat er 50 Ideen verworfen und 8 Unternehmen in den Sand gesetzt. Überraschenderweise, setzte sich aus all den Ideen Sextoys online zu verkaufen schliesslich durch. Was 2014 zu zweit und im Self-Made-Modus begann, stieg rasant auf 40 Mitarbeitende und über 1 Million versandte Pakete an. Heute ist Alan überzeugt, dass es wenig Talent aber sehr viel Durchhaltevermögen und Fokus braucht, um Unternehmer zu sein. Er selbst setzt dabei einerseits auf externen Fokus, um den Leuten ganz klar zu machen, was er tut und hat dafür auch alle anderweitigen Verpflichtungen und Vereine zurückgestellt. Andererseits glaubt er fest daran, dass es auch den internen Fokus braucht und die Magie dann passiert, wenn die wöchentlichen To-Do-Listen erledigt sind. Neben den erwiesenen Erfolgsfaktoren wie Timing, MVP, Gründerteam, Kultur, Vision, Business Model und Funding ist es zudem essentiell, Fehler nur einmal zu machen und aus vergangenen Erfahrungen zu lernen.
Über 50 ZID Community Mitglieder haben sich während gut eineinhalb Stunden von Alan inspirieren lassen. Bei Alans Tipps in Form einer Liste mit Do’s und Don’ts haben besonders die Jungunternehmer:innen die Ohren gespitzt:
Was sollten Jungunternehmer:innen auf jeden Fall vermeiden?
- eine erfolgreiche Seed-Runde ist nicht gleichzusetzen mit dem Product-Market-Fit: Finanzierung bedeutet noch lange nicht, dass es funktioniert
- zu schnell MitarbeiterInnen einstellen: Alan empfiehlt besser zuerst technisch zu skalieren (beziehungsweise zu automatisieren) und sich nach dem «hire slow, fire fast»-Prinzip ausreichend Zeit – zu nehmen, die richtigen Mitarbeitenden zu finden – egal wie knapp die (zeitlichen & finanziellen) Ressourcen sind.
- ein Problem lösen, das wenig Relevanz hat für das Gründungteam: Gründer selber müssen ihre eigene Zielgruppe sein oder zumindest extrem interessiert an dem was sie tun.
mit wenig bekannten Personen gründen - Annehmen, dass Investoren einen grossen Unterschied machen: Investoren wollen Profit sehen, nicht Freunde sein also gilt eine professionelle Distanz zu wahren
- keine Transparenz gegenüber Mitgründer:innen und Mitarbeiter:innen
- keine Transparenz beim Thema Geld & KPI’s
- keine oder schlechte Priorisierung, 1 bis maximal 3 Prioritäten sollten es sein.
- keine oder schlechte Rollenverteilung im Gründungsteam
- nicht launchen, denn wie Alan so schön sagt: «wenn man sich nicht ein bisschen schämt für sein Produkt, ist man zu spät»
Und was sollten Jungunternehmer:innen stattdessen beherzigen?
- Focus or fail! Wie fokussiert ein Startup ist, gilt als Alans Investment-Kriterium Nr. 1
- Die wichtigsten Kennzahlen aus dem FF beherrschen
- Die Conversion Rate von Tag 1 an optimieren, das heisst im Online Shop Vertrauen zu schaffen und Klicks zu reduzieren
- Der Online-Shop soll den „Tanten-Test“ bestehen: wenn die User Experience soweit erleichtert wird, dass sogar wenig online affine Personen fast versehentlich bestellen, hast du’s geschafft.
- Durchhaltevermögen zeigen und Fehler nur einmal machen
- Viele Trends kommen immer wieder. Alan empfiehlt nicht auf die Welle aufzusteigen, wenn sie schon fast bricht, sondern ready zu sein, um auf die nächste aufzuspringen
Und zu guter letzt: dranbleiben und Vollgas geben wie am ersten Tag! So hängt auch über Alans Schreibtisch im Büro ein Bild mit der Aufschrift: «Always Day 1».
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Alan für diesen inspirierenden Abend und bei unserer Partnerin, der Berner Kantonalbank AG, die diesen Event erst möglich gemacht hat.